kawasaki VN 900
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Die neue VN900 Classic macht ordentlich was her. Wird auch sie zum Bestseller? |
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Die VN900 ist ein formschönes Motorrad. Das zeigen nicht nur die gönnerhaften Blicke der eislutschenden Schar, zu der ich mich gerade selbst zähle. Den Kopf zur Seite drehen, den Hals langmachen oder gleich ein paar Schritte näher rangehen. Was ist denn das Hübsches? Sicher gibt es dann einige, die sich enttäuscht zeigen, wenn den Tank nicht zwei legendäre amerikanische Familiennamen, sondern nur die seelenlose Typenbezeichnung einer japanischen Marke ziert. Trotzdem können sie nicht mehr leugnen, dass sie das Bike ästhetisch wertvoll und interessant finden. Sowas gefiele ihnen wohl auch, gell? Vor einer Dekade war die Vorgängerin der VN900, nämlich folgerichtig die VN800, das meistverkaufte Motorrad Österreichs. Unvorstellbar. Heutzutage. Allerdings auch in der Gegenwart nicht frei von Argumenten. Ein relativ günstiger (Listenpreis VN900: 9.699,-), großvolumiger (für ein Motorrad im Allgemeinen, nicht für einen Cruiser), ausgewachsener, stimmig designter Cruiser, dessen Leistung niemanden überfordern und jeder Menge Leute jede Menge Spaß bringen dürfte. Trifft eigentlich ziemlich genau ins Schwarze auf der Zielscheibe der aktuellen, großen Gruppe der Wiedereinsteiger. Auf der neuen VN Platz genommen präsentiert sich eine wunderbare Aussicht. Der verchromte Scheinwerfer wirkt kilometerweit entfernt, der mächtige Lenker streckt dir seine langen Arme entgegen, der Tank breitet sich ausladend zwischen deinen Beinen aus. Tachometer, Tankanzeige und Kontrollleuchten sind am Tank angebracht, wahrscheinlich, weil man sie da vorne am Lenker nicht mehr lesen würde können. Der Sitz selbst ist mehr als großzügig und auch für die Sozia ist ein ordentlicher Polster übriggeblieben. Als Fahrer sitzt man extrem "low", auf nur 680 mm Höhe. Der sichere Stand ist also auch für kleinste FahrerInnen garantiert. |
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Danke, das reicht: Simple Eleganz bei den Armaturen |
Sieht gut aus und ist mucksmäuschenstill |
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Beim Start passiert akustisch nicht wirklich viel, alles sehr gedämpft, aber angenehm. Wer will kann sicher noch entstoppeln. Bin zwar auch nicht mehr für die ganzen lauten Puffer, aber bei der VN musste ich an der Ampel des Öfteren durch kräftige Gasstöße kontrollieren, ob der Motor eh nicht abgestorben ist, so leise war das. Du rollst Ampel, Zebrastreifen oder sonstwas entgegen, kuppelst aus und plötzlich fehlt jeglicher Sound, als eindeutiger Hinweis für einen intakten, lebenden Motor. Ist etwas unangenehm, zumal es bei kaltem Motor wirklich passieren kann, dass ein Ziehen am Gasseil keinerlei Wirkung mehr zeigt. |
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Ein Bremspedal wie in einem Auto |
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Nein, ich habe kein Holzbein, die Hose flattert nur so im Wind |
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Die VN ist nicht untermotorisiert und noch weniger übermotorisiert. Es geht entspannt dahin. Die Leistung des Motors bewahrt dich vor der Versuchung, zu attackieren oder anzurauchen. Mach dir keine Hoffnungen irgendein Duell gegen irgendein Auto zu gewinnen. Noch besser: Du solltest es gar nicht erst wollen. Würde dich nur das Wesentliche verkennen lassen und dir den Spaß verderben. Spätestens, wenn du dir nach 10 Minuten bei 160 eingestehen mußt, dass die Tachonadel doch schon ihre Endposition erreicht hat, wird dir klar: Die Welt dieses Cruisers ist eine kampffreie, in der man sich mit nichts und niemandem messen muß. Keine Muskelspielchen bitte, wir sind erwachsen. Wir fahren für uns selbst, nicht für andere und wir genießen nicht erst, wenn das Knie schleift, sondern sind schon froh, wenn es das Trittbrett nicht tut. Kurvenschaukeln ist mit so einem Kreuzer ein gediegener Genuß. Nur die Trittbretter setzen doch sehr früh auf. Entweder, ich fahre schon so extreme Schräglagen (sehr unwahrscheinlich), oder beim Anschweissen der Bretter wurde davon ausgegangen, dass mit der VN niemals abgebogen wird (etwas wahrscheinlicher). Eine Autobahnabfahrt mit einem ständigen ätzenden, durch Mark und Bein fahrenden Kratzgeräusch zu nehmen führt zu Ganzkörperkrämpfen.
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Der Chopperfahrer ist ja eher der
gemütliche Typ, beim Bremsen sollte er allerdings flink im Kopfe sein, denn
das verzögert ebenso gemütlich, wie es beschleunigt. Die immer wieder
lustige Überraschungsvollbremsung mit Sozia wird zur Unmöglichkeit, man
kommt einfach irgendwann zum Stillstand, die Reifen drehen quasi aus. Aber wer das ganzheitliche
Cruiserdasein verstanden hat, der wird damit kein Problem haben. Es gibt
kein echtes Bremsen, genauso wenig wie ein echtes Beschleunigen. Es gibt nur
ein Gleiten, manchmal langsam, manchmal schneller. Mir machen diese "kleinen" Cruiser immer irrsinnigen Spaß, gerade weil sie nicht die stärkste Motorradgattung darstellen und mir zeigen, was das Wesentliche am Motorradfahren ist. Und zwar….weiss ich auch nicht. Auf jeden Fall sehr leiwand.
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Ebenso klassisch wie das Motorrad präsentiert sich die Farbpalette: Heuer in rot oder schwarz |
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Interessante Links: |
Fazit: Kawasaki VN 900 Classic 2006
Der "kleine" Cruiser macht irrsinnigen Spaß, gerade weil er nicht die stärkste Motorradgattung darstellt und zeigt, was das Wesentliche am Motorradfahren ist.- Wundervolles Design
- gedämpfter, angenehmer Sound
- gemütliches Beschleunigen/Bremsen.
- Trittbretter setzen sehr früh auf
- Relativ wenig Leistung im Motor
Bericht vom 19.06.2006 | 78.638 Aufrufe