Ducati Speed Week

Die Ducati Speed Week bietet echte Rennatmosphäre für Jedermann. Entspannte Stimmung in den Boxen und ein Meer von Ducatis im Fahrerlager.

Als Rennstrecken Laie hatte ich ein wenig Angst vor meinem ersten "Rennwochenende" würde ich die Duc schmeißen? Muss ich auswandern und mich unter Steinen in Afghanistan verstecken? Trotz meiner Zweifel war klar das ich antreten musste bei der Speed Week. Die S2R ist mit 77 PS nicht gerade ein Rennstreckenmonster aber Fahrwerk, Bremsen und die Anti Hopping Kupplung sind ringwürdig. Herr Nussa hat ja auf der Strasse vorgezeigt was drin ist. Ich war ganz geil darauf das Schleifen der Kniepads zu hören und mir einen persönlichen Gegner zu suchen den ich verrauchen kann.

Ich habe mich in der Box von Ducati Wien eingenistet, die Jungs haben mich freundlich aufgenommen und innerhalb von Minuten war klar hier passt die Stimmung. Ich war der Jüngste in der Box, nicht optisch aber dem Alter nach. Ducati fahren ist nichts für schmale Börsen, dafür bekommt man viel Emozione und ein fettes Bollern. Die Jungs aus der 6 Box waren immer parat mit einem Schmäh oder guten Tipps. Kein übertriebener Ehrgeiz hat die Harmonie gestört.

Die Stimmung in der Boxenstrasse war mehr als kollegial, es rauchten die Griller, man grüßte sich und tauschte neue Geschichten und Tipps zum Feintuning aus. Interessant war der kulturelle Unterschied  beim Essen. Die Italiener haben in riesigen Töpfen Risotto gekocht und die deutschen und österreichischen Ducatisti haben eher einfach und derb gekocht. Fleisch und Würschtl am Griller und geht schon. Zumindest beim Motorrad ist der Geschmack gleich, zwei Zylinder und den Namen Ducati am Tank.

 

Das Gruppenfoto der "Scuderia 6  Box " (von links nach rechts): Der Abgelderte, Johann "Crasher" Mloch, Reto "No Pain, No Gain" Schindler , Ernstl "Winner" Grabner, Karl "Fixit" Olbrecht, Wolfgang "911er" Bosch, Gerhard  "Worx" Bergmayer, Wolfgang "DerAufrechte" Biegler und Alfred "Schlank" Blank. Die meisten der Jungs fahren in der Ducati Challenge mit und sind nicht langsam unterwegs.
 

Günther "Il Commandante" Dorner, auch ein Mitglieder der "Scuderia 6 Box ". Nach der letzten Kurve ist er mit so einem Karacho heraus geschossen daß die Fuhre gewackelt hat wie ein Parkinson Kranker.
 

Ringfahren ist keine Frage des Alters sondern der Einstellung. 
Ich glaube dieser Herr hat mich im Training einige Male schwerstens verraucht.

S2R im "Renntrimm". Professionelle Gewichtsoptimierung durch Weglassen unnützer Teile. Leider habe ich vergessen das Gewicht bei mir selbst zu optimieren, was mich auf der Geraden einiges an Speed gekostet hat. Besonders bewundert wurde die Startnummernhalterung Marke "Pfusch". Beim Auner um 19 Euronen erstanden und irgendwie mit Kabelbindern fixiert, verbessert den Cw Wert massivst. Die LSL Crashpads und der Dunlop 208er GP sind die einzigen Teile, die nicht Original auf der Monster drauf waren. Ein klarer Beweis, daß Spaß auf der Rennstrecke kein Vermögen  kosten muss. An dieser Stelle nochmals herzlichen Dank  an den Motorraddoktor, der mir bei der Demontage geholfen und mir sein Werkzeug geliehen hat.
 

102 Dezibel sind das Limit! Allerdings sind 102 Dezibel in Italien ein Standardwert den jedes Motorrad erreicht, egal ob mit offener oder Serientröte. Der weisse Punkt heisst "Du bist nicht zu laut" damit nicht später noch ausgeräumt wird kommt das Zeichen direkt auf die Nieten.
 

Beim  BLM Stand konnte man  verschiedenste Ducati Devotionalien erstehen, vom T Shirt bis zum neuen Retro Cafe Racer. Die Original Loris Capirossi Werksrakete konnte leider nicht Probe gefahren werden. Herr Brandl, seines Zeichens Geschäftsführer, hat mir immer wieder erklären müssen, daß ich erst mal die Monster in den Griff kriegen soll und erst dann über was Schnelleres nachdenken sollte. Als Rache  für die Schmähung habe ich jeden Abend 3 Kilo Lebensmittel und Dutzende Bier konsumiert - sponsored by BLM.
 

 

Leserbrief von Alois S. 

Vielleicht kennt ja mancher die Geschichte vom alten Enzo Ferrari, dem "Commendatore", der von Zeit zu Zeit das Bedürfnis hatte, zu gutem Essen die passende akustische Untermalung zu genießen. An solchen Tagen begab er sich auf die hauseigene Teststrecke nach Fiorano, ließ sich eine mehrgängige Speisenfolge servieren, eine wohltemperierte Flasche vom Besten öffnen, und dann durften die F1-Piloten höchstpersönlich die roten Autos über die Piste prügeln. Der alte Mann, der sich gern auch als "Ingegnere" (Ingenieur, der er übrigens nicht war) ansprechen ließ, liebte es halt, sein Essen mit allen Sinnen zu konsumieren, und da mußte es der unverwechselbare Klang seiner F1-Zwölfzylinder sein. Wir können es als Unbeteiligte nachfühlen. Wie könnte man auch seinen Reichtum sinnvoller konsumieren? 

Mancher wird sich jetzt fragen, was das alles mit der Ducati Speed Week zu tun hat? Nun, wenn man als reiner Zuschauer und Freak letztes Wochenende nach Brünn gefahren ist, ist man zwischen Boxenstraße und Fahrerlager durchgedüst und hat dann in der Wiese sein Zelt (mancher auch den Daumen) aufgeschlagen. Er hat sich dann in der sehr schnellen ersten Kurve nach der Zielgerade befunden, ein erlesener Ort! Zur Gleichenfeier am Abend hat er sich dann ein Helles aufgerissen und ist nach einem schlauen Gespräch mit anderen Experten unter den Sternen von Tschechien in den wohlverdienten Schlaf gesungen. 

Am nächsten Morgen ab neun Uhr sind dann Trainings, Qualifyings oder Warm-Ups losgegangen, und wer es je erlebt hat, seinen Morgenkaffee aus Omas Espressomaschine zu schlürfen, während rund um einen herum die Racingmotoren aus Bologna brüllen, mit reichlich Zwischengas zwei, drei Gänge zurückgeschaltet werden, um nach langer Rechtskurve am Rennfahrerknie auf der anderen Seite des Zeltplatzes wieder voll aufgerissen zu werden und das kurze Bergaufstück zornig hinaufbrummen, vielleicht untermalt mit dem Vierzylinderkreischen ebenfalls teilnehmender japanischer Supersportler, der weiß, daß der alte Commendatore verstanden hatte, was echter Genuß und Lebensqualität ist. Dieses Zittern in der Luft bietet einem nur der gelebte Motorsport. So beginnen große Tage! An solchen Morgen werden Könige gezeugt! In der Box von BLM war neben dem MotoGP-Renner von Loris Capirossi, der grandiosen Ducati Desmosedici, auch die bald erscheinende Ducati Classic Serie ausgestellt! Letztere kannte man bisher nur aus Motoradzeitschriften, hier konnte man probesitzen! 

Zur Speedweek selbst: Einer langen Tradition folgend, veranstaltet derzeit der Motoclub Aquile Desmo dieses alljährliche Event; seit letztem Jahr in Brünn, da ja der wunderschöne A1-Ring welchen Interessen auch immer geopfert wurde. Die Veranstaltung richtet sich in erster Linie an Freunde der Rennerei, die es mit Gleichgesinnten ordentlich krachen lassen wollen. Vorwiegend, aber nicht ausschließlich sind die Motorräder Bologneser Zweiender, aber wie erwähnt gibt es einen wunderschönen Querschnitt aus weltweiter Motoradbaukunst. Man muß also auch als Besucher und Zuschauer nicht unbedingt "Ducati" aufs Hirn tätowiert haben, um "akzeptiert" zu werden, alles läuft locker und sehr entspannt ab. Wer ein Fan der "Seitenblicke" ist, findet auch was zum Glotzen: Erstaunlich viel echte Zweiradprominenz bewegt sich zwanglos im Fahrerlager, das für alle frei zugänglich ist. Sehr viele Fahrer aus der IDM kommen hierher, aber auch echte Stars wie Troy Bayliss vor zwei Jahren in Spielberg oder jedes Jahr der große alte Ducatihaudegen Giancarlo Falappa, der unermüdlich Motorräder und Kleidungsstücke signiert und, nebenbei bemerkt, ein sehr witziger Kerl ist, der in seinem Italo-Englisch G´schichtln druckt und verlegen seinen Tschick versteckt, wenn er fotografiert wird... Echte Profis sind von der Nennung übrigens ausgeschlossen, Doctor Rossi wird man also nicht sehen, "Pensionisten" wie Marco Lucchinelli hingegen gaben sich schon die Ehre, auch Paolo Blora, den aufmerksame Eurosportzuseher als zuverlässigen Wild Card Teilnehmer beim Superbikelauf von Imola kennen! Die Liste wäre noch lang, aber wir sind hier ja nicht beim Statistischen Zentralamt. 

Wer also ein Motorradtreffen besuchen will, wo es zwar weder Mitternachtsstrip noch Tattooshow, dafür aber Motorsport aus nächster Nähe zu sehen gibt, der reseviere sich 2006 das letzte Juliwochenende!  

 

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Die österreichischen Ducati Händler haben sich nicht lumpen lassen und sind mit feinster Ware angereist und brav mitgefahren.Die Repcar Box (1) mit der unfassbar geilen Brutale, Peter und Robert Lietz die zwei Motorraddynamiker (2), das Team von Freaky Moto (3). Obwohl viele Italiener und Deutsche vor Ort waren hat sich rotweissrot in den Ergebnislisten vorne eingenistet. Vor allem der Sieg von Peter Lietz mit seiner 749er in der Klasse Supersport war  beeindruckend. 2:14 war seine Bestzeit, nur zum Vergleich Herr Rossi fährt 2:00. Noch besser fand ich die 2:21 die er  auf einer fast originalen MZ 1000 SF (4) von Artcycles Slovakia erreicht hat.
 

Der Diener Heinz mit seiner Benelli TNT, musste leider mit technischem Defekt aufgeben. Teamchef Harald Haberl vom Bike House war beim Rennen mit mir auf der Tribüne, sein Gesichtsausdruck erinnerte an Ozzy Osbourne der gerade der Fledermaus den Kopf abgebissen hat.
 
Herbert Pölzleitner  mit seiner Ducati 999, leider ist er im Rennen  mit Defekt ausgeschieden. Beim zweiten Rennen konnte er einen souveränen Sieg nach Hause fahren. Das Orchideen Design ist mal was Anderes im Einerlei von schwarz, rot und gelb

Verschiedene Formen der Abendgestaltung, links ein kleiner Umtrunk in der BLM Box und rechts Karl "Fixit" Obrecht beim Kühlertausch. Ich war nur in der BLM Box, reden und trinken kann ich  besser als Schrauben. Die Speedweek unterscheidet sich auch in diesem Punkt von anderen Veranstaltungen, obwohl auf der Rennstrecke gefightet wird, geht man nachher gemeinsam auf ein Bier.
 

Ganz krasser Apparat: Die Vyrus 984. Die Jungs vom Vyrus Team haben Reifen gekauft wie andere Wurstsemmeln, nach jedem Training ein neuer Satz.  Man kann das gute Stück auch kaufen, Preis gibt es auf Anfrage wird aber nicht allzu billig aus.  Alle Sparbücher auflösen, Scheidung einreichen und los geht´s.
 

Ein unwürdiger Schlafplatz, die Ladefläche des Scudos. Auf meine Anfrage, ob ich mir ein Hotelzimmer nehmen könnte, hat mir der große Nasty einen ranzigen Schlafsack und eine 5mm dicke Isomatte überreicht. Nie wieder ohne Hotelzimmer oder Motorhome! Rennatmosphäre pur! Zuerst fährt das Pace Car vor und man hat eine Minute Zeit, auf die Strecke zu kommen. Dann Vorstart und wenn das Licht ausgeht, wird am Kabel gezogen. Heftig, wenn 48 Motorräder wie wahnsinnig wegglühen und sich vor der ersten Kurve sammeln. Für Anfänger ein eigenartiges Gefühl, da man nicht genau weiß, wo man hinein stechen soll.

Hektik wie bei der Moto GP. Die Jungs von Reifen  Artbauer haben bis spät am Abend Reifen montiert, offensichtlich sind in Italien Reifen besonders teuer. Die Italiener haben eingekauft, als ob Abverkauf wäre, natürlich nur die feinste Ware. Qualifier Reifen die 10 Runden halten, Slicks in verschiedensten Mischungen. In der Artbauer Box konnte man gegen eine freie Spende Essen und Trinken ausfassen, alle Erlöse gingen an die Stiftung Kindertraum. Fett für den guten Zweck.
 


Alle Fotos von der Ducati Speed Week findet ihr unter www.fotomoto.it


Ein Rennwochenende aus Sicht eines Abgelederten:

Donnerstag: Anreise und am Abend technische Abnahme. Natürlich hatte ich darauf vergessen die Ölschraube und den Filter zu sichern. Merke: Vor Abfahrt alles erledigen. Wetter unbeständig. Die Anreise nach Brünn gestaltet sich einfach, auf der Autobahn in Popuky abfahren und dann den Schildern folgen.

Freitag: Erstes Training, weiche Knie ohne Ende.  Die Rennstrecke in Brünn ist 13 m breit und man findet definitiv keine Linie. Das Wetter bewölkt und kühl. Dementsprechend die erste Zeit: 3:05,297 unfassbare Schande aber andererseits habe ich mir das Kiesbett erspart. Wer am Anfang andrückt hat auch schneller einen Schotterausschlag. Zweites Training: 2:57 es geht eindeutig aufwärts, musste vor dem Rausfahren ungefähr 20 mal auf die Toilette die Nervosität ist immer noch groß . Das Omega mit seinen bergab Kurven macht mich nervös. Entweder man bremst zuviel oder ist mit einem Fuß im Spital. Drittes Training: 2:53 und beim vierten 2:51. Mein erstes persönliches Ziel habe ich erreicht, unter 3 Minuten und ohne Gips. Musste ich gleich feiern und mit Alkohol begießen. Nachtruhe 3 Uhr morgens mit mittelschwerem Seegang. Gute Vorrausetzung fürs Quali.

Samstag: Qualifiying, man hat exakt 30 min. Zeit um eine gute Startposition zu holen. Gott sei Dank musste ich erst am Nachmittag antreten und konnte so meinen Kater im Zaum halten. Drücke gerade an, genau in diesem Moment tröpfelt es auf das Visier. Schisseralarm drehe sofort das Gas ab und fahre in die Box. Das Ergebnis eine Peinigung: 2:54 aber bin noch immer Vorletzter. Persönliches Ziel war der vorletzte Platz den habe ich gehalten. Ich habe zwar keinen Ehrgeiz aber letzter sein ist eine Schande.

Sonntag: Ich musste um 17 Uhr beim letzten Rennen starten. Einzig ein 15 min Warm Up brachte etwas Abwechslung in den tristen Alltag. Vor dem Rennen musste ich ca. 30 mal auf die Toilette, ich wusste gar nicht das der menschliche Körper in der Lage ist so oft zu urinieren. Endlich 16:55, Helm auf und schwitzen. Dann fährt das Pace Car raus. Mein Puls war bei ca. 200 und ich dachte mir nur "Vorletzter bleiben und unter 2:50 fahren, nicht crashen". Ich wurde zu meiner Position gewunken und versuchte mir meine Hintermänner einzuprägen, was mir nicht schwer fiel da nur 3 hinter mir waren. Eines war klar, keiner von denen durfte mich überholen. Pokal oder Spital! Dann der Vorstart und die Warm up Lap. Sekunden vor dem Start, die Motoren röhren und jeder hängt vorne auf dem Lenker. Dann geht das Licht aus und wie in Trance drehe ich am Griff. Angst und Nervosität sind weg. Ich denke nur mehr daran vorne und drauf zu bleiben. Die ersten Kurven sind geschafft und ich nähere mich einem Italiener  mit einer umgebauten ST 2, ich bleib dran an ihm und in der nächsten Runde habe ich ihn in der einer rechts, rechts Kombination überholt. Was für ein Gefühl und jetzt noch mehr Gas. Doch nach vorne hin gibt es keine Gegner mehr, dann passiert es der von mir Gebogene setzt an und fährt durch wie das warme Messer. Ab der 5ten Runde habe ich nur versucht gleichmäßig zu fahren. Ich wurde dann sukzessive überrundet und habe ungefähr 30 mal die blaue Flagge gesehen. Auf der Zielgeraden habe ich der kleinen Duc eingeschenkt das sie jedes mal voll in den Begrenzer fuhr. Dann kam die Zielflagge und ich war erleichtert und vollkommen euphorisiert. Eine Milliarde Spaßhormone durchfluteten mich. Persönliche Ziele erreicht: 28ter von 32, eine Bestzeit von 2:47 und ein Motorrad ohne Schotterausschlag.

 

Fazit:

Die Ducati Speed Week ist echtes Rennfeeling für alle. Der Preis ist vielleicht etwas hoch doch die Organisation ist umso professioneller. Auch die Sicherheit um und auf der Rennstrecke ist durch zahlreiche Streckenposten und Ordner gesichert. 2006 wird es wieder eine Ducati Speed Week geben und ich werde wieder dabei sein!

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DerAbgelederte

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Bericht vom 26.07.2005 | 7.673 Aufrufe

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