Honda CBR 900 RR Fireblade 2002
Ich hatte gerade 2.500km mit der V-Strom hinter mir als ich die neue Fireblade von Honda Austria in Empfang nahm. NatĂŒrlich lieĂ ich mir die Furcht nicht anmerken, als ich die gelbe 9er aus dem Schauraum geschoben hab. Und das grausamste: Auf dem Hinterreifen des Pressefahrzeuges sind noch ganze 7mm Angstreifen zu sehen. Es liegt also nun an mir die peinlichen RĂ€nder am Reifen vollends zu dezimieren um dann erhobenen Hauptes das Radl zurĂŒckbringen zu können. |
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Am Fahrwerk hab ich lieber nicht herumgefummelt. Da kommt einfach nix gutes dabei raus wenn ich da mein GlĂŒck versuche. In der Hoffnung, dass der VorgĂ€nger die Sache gut eingestellt hat schmiss ich mich auf die A2 und fuhr Richtung SĂŒden... Oh Graus. Es war schrecklich. Jedes Ăberholmanöver am kopfsteinpflasterartigen Asphalt auf der A2 brachte deutliche Unruhe in die Front der CBR. Beim Beschleunigen ĂŒber Kuppen und Wellen spĂŒrte ich immer wieder die Neigung zum Lenkerschlagen. Machte ich etwas falsch? Ja das machst Du! SchutzmaĂnahme Nummer 1 bei so starken MotorrĂ€dern: Am Lenker fest anhalten das nix passiert. Obwohl ich ganz genau weiĂ, dass die Lenkerstummel keine Haltegriffe sind welche man mit schweiĂnassen Pranken umklammert damit es einen nicht runterweht, mache ich den Fehler immer wieder wenn ich auf ein neues PS-Monster steig. |
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Am nĂ€chsten Tag fuhr ich mit der 9er CBR zur Motorbox nach Achau. Georg stellte mit mir gemeinsam das Fahrwerk ein. (Er schraubte und probierte, ich schaute zu und lernte). Die Blade ist vom Grundsetup her vorne etwas zu hart und hinten etwas zu weich. Gepaart mit der irren Handlichkeit, dem niedrigen Gewicht und der hohen Motorleistung bringen "erfahrene Racer" wie ich einer bin die Front gleich einmal in Unruhe. Doch nach sauberer Abstimmung der Federvorspannung schaffte es Georg eine entsprechende Balance herzustellen. Auf den ersten Blick etwas sonderbar wirkt die Einstellung der Federvorspannung an der Front. Normalerweise zĂ€hlt man einfach die sichtbaren Ringe und weiĂ sofort wie viele Reserven noch vorhanden sind. Bei der Blade ist von auĂen nicht zu erkennen wie hart oder weich die Federvorspannung eingestellt ist. Man muss die Federvorspannung ganz aufdrehen und dann anhand der Anzahl der Umdrehungen & Steigrate des Gewindes die Vorspannung einstellen. Etwas mĂŒhseliger, funktioniert aber genauso gut. Zug- und Druckstufe sind sowohl vorne als auch hinten einfach zu erreichen und sind stufenlos verstellbar. Die Einstellung der Federvorspannung (13-fach verstellbar) hinten ist auch keine grausame Fummelei sondern mittels Bordwerkzeug schnell erledigt. |
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Danach ging es unter Einhaltung der goldenen Regel (Nicht am Lenker anklammern sondern festen Halt im Sattel suchen) wieder auf die A2. RĂŒber auf die 3. Spur und mit der 2. voll durchziehen. Und bei der 2. wird das Vorderrad seeeeehr leicht. Kein Problem! Gas offen lassen und auch noch kurz die 3. rein (mittlerweile befinden wir uns im roten FĂŒhrerscheinbereich) - auch kein Problem. Die Front ist zwar nach wie vor sehr hart und gibt deutlich spĂŒrbar die Fahrbahnunebenheiten weiter, aber verwendet man den Gasgriff zum Gasgeben und nicht zum anklammern gibt es keine Probleme mit Lenkerschlagen. |
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Am Wochenende wollte ich dann mal eine richtige Kurvenhatz mit der neuen CBR veranstalten. Kalte Kuchl? Nein Danke! Da kann ich gleich den Bausparer fĂŒr die Strafzettel anreiĂen. Also schmiss ich mich um 16:00 auf die A2 bei Wiener Neustadt und fuhr Richtung SĂŒden um die Soboth zu erklimmen. Autobahnfahren ist ja normalerweise nicht gerade mein Lieblingshobby, aber man muss nur in entsprechende Geschwindigkeitsregionen vorstoĂen und der Luftpolster des Gegenwindes auf der Brust entlastet die Unterarme spĂŒrbar. Langsam dahinzuckeln ist wie mit allen anderen Supersportlern auch nicht gerade ein VergnĂŒgen. Schon alleine deshalb musste eine etwas forciertere Gangart eingeschlagen werden. Die Fahrt ĂŒber den Wechsel war wieder einmal ein Traum. Die Motorabstimmung der Honda ist einfach perfekt. Trotz der hohen Leistung hast Du auch als 08/15 Motorradfahrer steht's das GefĂŒhl der Herr der Lage zu sein. Der Hondamotor erinnert mich an meine MĂ€rklin-Eisenbahn. Nicht der Leistung wegen - Nein. Aber damals hatte ich so einen tollen blauen Regeltrafo bei der Eisenbahn dabei. Der ging von 0-100%. Und damit konntest du 20% der Motorleistung ganz einfach durch drehen des Reglers auf die 20% Marke erreichen. Ăhnlich die Regelung der Honda. Ăber das gesamte Drehzahlband hinweg (ab 3.000-11.500) hĂ€ngt der Motor total sauber und fast linear am Gas. Ich kann mir nicht vorstellen, dass man in dieser Hinsicht noch was besser machen kann. |
![]() Vergleich NSR - CBR |
An dieser Stelle wieder einmal ein Dankeschön an den Hartberger Autobahn Gendarmen. Er hat ein Herz fĂŒr Motorradfahrer bewiesen. Er hat wie ich richtig erkannt - Es ist einfach lĂ€cherlich mit solch geilen GerĂ€ten auf der leeren Autobahn 130 zu fahren. Man muss schon fast impotent sein dass man es schafft mehr als 10km unter 130 zu bleiben. Der Motor rennt mechanisch sehr leise und bei Tempo 130 ist der Gasgriff gerade mal einen Millimeter weit geöffnet. FĂ€hrt man dann noch mit Ohropax ist der Schein massiv in Gefahr. Es macht einfach zu viel SpaĂ den sauber abgestimmten Motor etwas Auslauf zu können. |
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Ich fuhr dann die B69 bis zur Route69. Dort gesellte ich mich zu 2 Steirern und wollte wissen weit es noch bis zur Soboth ist. "Kannst Dich dann gerne hinten anhĂ€ngen, ich esse noch schnell a Pizza und dann fahr ich eh auf die Soboth rauf", lautete das Angebot des netten Kollegen. Ich warf einen Blick auf seine Varadero und sagte: "Ja super, danke". Beim Anblick seiner Varadero dachte ich natĂŒrlich sofort daran nach der 3 Kurve das Gas aufzureiĂen und davonzufahren. Soll ja kein Sonntagsausflug werden. SchlieĂlich will ich die CBR auf die Soboth rauf ordentlich umlegen und mit so einer Varadero im Schlepptau wird das eine fade Angelegenheit - Dachte ich. |
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Auf dem Weg zur Soboth blieben wir noch rasch an einer Tankstelle stehen. Der Varadeo-Fahrer fragte noch:" Bist eh a flotter Fahrer oder? Wie soll ich's Tempo wĂ€hlen". Meine Antwort:" Fahr ganz einfach. Wenn's mir zu langsam ist ĂŒberhol ich und presch davon." Er rĂŒmpfte kurz die Nase und ging zahlen. Ich warf schnell und unauffĂ€llig einen prĂŒfenden Blick auf seine FuĂrasten. Mir lief sofort der kalte Schauer ĂŒber den RĂŒcken. OH GRAUS!! Die Rasten waren schrĂ€g bis fast zum Gummi hin angeschliffen. Die Reifen waren bis an den Rand abgefahren. Nicht mal den Spur eines Angststreifens. Ich bin in meinem ganzen Leben noch nie auf der Soboth gewesen und jetzt muss ich mit dem 150PS GerĂ€t gegen so einen Kurvenwetza bestehen. Doch kein Problem. fĂŒr solche Zwecke habe ich immer eine ganz einfache Theorie die immer wunderbar funktioniert. Der Varadero Fahrer hat ein wesentlich schlechteres Motorrad als ich selbst. Sprich: Ich muss sein Tempo ganz locker halten können. Mir kann quasi nix passieren. Das Fahrwerk der Fireblade ist sicher um einiges besser als das der Varadero. Also brauch ich nix anderes zu machen als sein Tempo auf die Soboth rauf zu halten und ich komm ohne Gipsverband wieder heim. Unter BerĂŒcksichtigung dieser Strategie ging es dann auf die Soboth rauf. Die Kurvenhatz mutierte zum Funkenflug. Die ohnehin schon gekĂŒrzten Rasten der Varadero setzten in fast jeder Kurve auf und ich folgte stur und tapfer seiner Spur. Meine Strategie funktioniert bestens. Und bei der Kurvenhatz lernte ich die QualitĂ€ten der Honda zu schĂ€tzen. Das Einlenkverhalten ist sehr direkt. Man muss keine akrobatischen Hang-off Ăbungen auf dem Sattel vollbringen. Egal ob enge oder weite Radien. Die Fireblade ist herrlich einfach in SchrĂ€glage zu bringen. Durch die vertrauenserweckende Motorabstimmung ist es auch möglich, relativ gefahrlos aus starken SchrĂ€glagen heraus kontrolliert zu beschleunigen. Zu den Kurven hin dankt man den gewissenhaften Japanern dann fĂŒr die sehr gut funktionierende Bremserei. Das Aufstellmoment beim Anbremsen ist zwar sehr hoch, aber lausige Fahrer wie ich sollten Bremsmanöver in Bremslage ohnehin bleiben lassen. Von Kurve zu Kurve fand ich mehr Gefallen an der Blade. Aus engen Kurven raus gilt es bewusst darauf zu achten fest im Sattel zu sitzen und nicht am Lenker zu klammern. Die Front wird sehr leicht und ist dann wie gesagt sehr empfindlich. Ich schlug mich recht tapfer und hab bis rauf auf den Gipfel keinen Meter abgeben mĂŒssen. AuĂerdem sind jetzt auch die Angststreifen auf 0,5mm reduziert. Der linke FuĂraster ist auch angekratzt. Passt. Ziel erreicht. Wir können heimfahren. |
![]() Die CBR gibts in 3 Farben. Alles andere als Gelb ist meiner Meinung jedoch eine SĂŒnde. |
Rauf auf die A2 und zwischen tschechischen und polnischen UrlauberkĂ€figen fuhr ich Richtung Norden. Die Ăberholmanöver gestalteten sich als relativ gemĂŒtliche Angelegenheit. Ob mit oder ohne zurĂŒckschalten zieht es dich wie in einer Steinschleuder an den KĂ€figen vorbei wenn der Gasgriff einmal offen ist. Irgendwann so gegen 22:30 war ich dann wieder in der Heimat. 550km mit einer kleinen Rast. Kein Problem. 15 langsame km im Stadtverkehr sind wesentlich anstrengender mit der Honda als 550km in forcierter Gangart. |
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Kurt Wogowitsch Jetzt ein paar Infos fĂŒr die schnelleren Leute unter uns. Ist natĂŒrlich klar das BĂŒroheinis wie ich nicht in der Lage sind die Grenzen der Honda auszuloten. Deshalb hab ich mit Wogo ĂŒber die neue 9er Blade gesprochen. Kurt Wogowitsch ist der einzige ĂM-Superstock-Fahrer der die Honda-Fahne schwenkt und gegen die leistungsmĂ€Ăig ĂŒberlegene 1000er GSXR Armada ankĂ€mpft. Seine Meinung zur neuen Honda: "Das groĂe Plus der Honda ist die total einfach kontrollierende Leistung. Der Motor ist sehr sauber abgestimmt und Du wirst von der Leistung nie ĂŒberrascht. Das Handling der Honda ist sehr direkt. Sie fĂ€llt wie von selbst in SchrĂ€glage und ist in schnellen Richtungswechsel eine Macht. Auf Kursen wie Rijeka sieht Wogo Vorteile fĂŒr die CBR. Auf Leistungsstrecken wie Salzburg oder A1-Ring ist jedoch die GSXR deutlich ĂŒberlegen. Ziemlich ausgeglichen wird es am Pannoniaring ablaufen. Weltklasse auch die Bremserei." Viel GlĂŒck fĂŒr den ĂM Lauf am Pannoniaring Wogo! Und pass auf deine Schulter auf. |
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Peter Bogoly Suzuki VertragshĂ€ndler und GSXR 600 Fahrer Peter Bogoly hat auch eine Proberunde auf der Honda gedreht. "Das Radl rennt sehr brav. LeistungsmĂ€Ăig liegt sie sicher ĂŒber 750er GSXR aber deutlich unter GSXR 1000. Handling ist OK. Die Front ist nur viel zu hart. Die Bremserei ist nicht ganz mein Geschmack. Verzögert zwar sehr gut, die Bremswirkung nimmt jedoch bei gleichbleibender Handkraft wĂ€hrend des Bremsmanövers zu." |
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Christian Zwedorn: "Honda hĂ€tte es sicher auch geschafft den stĂ€rksten Motor zu bauen. Keine Frage. Aber es geht hier um das Gesamtpaket. Das groĂe Plus der Honda ist die kontrollierbare Leistung." In deutschen Medien wurden Unkenrufe laut. Starkes Lenkerschlagen bei hohen Geschwindigkeiten. Wie siehst Du das: "Honda hat auf die Kritik der deutschen Medien reagiert. GabelbrĂŒcke, Lenkdorn und Gabekopflager werden kostenlos ausgetauscht. Beschwerden kamen bisher jedoch nur in Deutschland. Im gesamten anderen europĂ€ischen Markt gab es keine Probleme. Das Motorrad ist sehr leicht, stark und hat ein sehr agiles Fahrwerk. Das dies zu Lasten der StabilitĂ€t geht ist klar. FĂŒr den Einsatz auf der Rennstrecke empfiehlt sich der Einsatz eines LenkungsdĂ€mpfers." |
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Technische Daten Honda CBR 900 RR:
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Fazit: Honda CBR 900 RR Fireblade 2002
Das groĂe Plus der Honda ist die total einfach kontrollierende Leistung. Der Motor ist sehr sauber abgestimmt und Du wirst von der Leistung nie ĂŒberrascht.- Irres Handling
- geringes Gewicht
- hohe Motorleistung
- perfekte Motorabstimmung
- tolle Verarbeitung
- auĂergewöhnliches FahrgefĂŒhl.
- Vom Grundsetup vorne etwas hart und hinten zu weich
- etwas kompliziert in engen Kurven.
Bericht vom 01.08.2002 | 53.246 Aufrufe