KTM Freeride E Testbericht

Wir testeten das neue Elektro-Motorrad von KTM

Arlo durfte nach Saalbach Hinterglem fahren und die PrÀsentation der neuen KTM Freeride E miterleben. Nach einer vielseitigen Probefahrt erzÀhlt er was man mit der neuen Freeride E so alles anstellen kann.

FrĂŒher als ich noch ein Kind war, also aus körperlicher Sicht, hatten die Loserkinder, also ich, die ferngesteuerten Autos mit Akku Antrieb. Die coolen Jungs hingegen hatten die mĂ€chtigen Verbrenner, die an unseren lahmen Akku GerĂ€ten nahezu mit Lichtgeschwindigkeit vorbeischossen. Seit diesem Zeitpunkt hatte alles was Batterie betrieben war, immer einen faden und fahlen Beigeschmack. Das hat sich aber vor ein paar Jahren schlagartig geĂ€ndert als ich mir ein RC Car mit Brushlessmotor und Lipo Akku zulegte. Schier unglaublich was die Dinger an Leistung bringen, Verbrennermodelle finden in diesem Bereich nur mehr bei Liebhabern Berechtigung.

Die Freude war also riesengroß als die Einladung zur KTM Freeride E PrĂ€si ins Haus flatterte. Als Eventlocation wĂ€hlte man Saalbach Hinterglem. Saalbach ist nicht nur fĂŒr seine wunderbare Landschaft und die traumhaften Berge bekannt, sondern auch fĂŒr seine Vielzahl an Mountainbike Downhill Strecken. ZusĂ€tzlich pickte sich KTM noch einige Schmankerln vom alljĂ€hrlichen Festival of Trial heraus. Mit diesem Potpourri aus unberĂŒhrten Landschaften, Berggipfeln, kernigen Downhills, knackigen Trialsektionen, sowie einem eigens angelegten MX Track decken die Eventorganizer einen großen Teil des Einsatzbereiches der Freeride E ab.

Die technische Daten der KTM Freeride.

In den obigen Zeilen schrieb ich von der Freeride E, genau genommen gibt es davon aber zwei Modellvarianten. Die Freeride E-SX ist die Variante ohne Stvo Teile und eben auch ohne Straßenzulassung. Die Freeride E-XC ist technisch absolut baugleich zur E-SX, nur findet man auf ihr eben auch Tacho, Lichtanlage, und Blinker. Angetrieben wird die Freeride von einem Brushless Synchron Motor mit 42NM (zum Vergleich eine 250 EXC hat 40 NM) und 16 KW. Die Energie liefert ein Lithium Ionen Akku von Samsung mit 260 Volt und 2,6 Kilo Watt Stunden.

Da der Motor unter dauerhafter Volllast mitunter Temperaturen um die 90C° erreichen kann, hat man der Freeride E eine WasserkĂŒhlung spendiert. Hier findet sich ĂŒbrigens auch der Grund warum die E erst 2014 und nicht wie geplant 2012 auf den Markt kam. In den ersten Generationen wurde der Motor noch per Luft gekĂŒhlt. Die LuftkĂŒhlung reichte im normalen Betrieb vollends aus. Teilweise gab es aber unter extremer Belastung Temperaturprobleme. Deshalb entschloss man sich den Motor mit FlĂŒssigkeit zu kĂŒhlen. Eben dieser Schritt in Richtung Sicherheit, veranlasste die Verantwortlichen den Release der Freeride E nach hinten zu verschieben.

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KTM Freeride E Videos:

Produkttipps

Preis der KTM E-Freeride Modelle

Den Rahmen teilt sich die E mit ihren Schwestern Freeride 350 und 250. Lediglich der Unterzug unterhalb des Elektro Antriebs unterscheidet die E von den Verbrennern. Gleich sind auch die Fahrwerkselemente, ein PDS Federbein und eine 43mm Gabel, jeweils von WP, bieten in jeder Situation ausreichend DĂ€mpfung. Die Armaturen stammen aus dem Hause Formula, allerdings findet man auf dem linken Lenkerende anstatt dem Kupplungshebel, die Hinterradbremse.

Genug aber von trocken Daten, rauf aufs Bike, ZĂŒndschlĂŒssel umgedreht - das System fĂ€hrt hoch, dann noch den Startknopf drĂŒcken und los gehts. Wir fahren hinter Hard Enduro Veteran Andreas Lettenbichler auf den Zwölferkogel. Noch etwas ungewohnt fĂŒhlt sich die fehlende Fußbremse an. Doch mit jedem Meter mehr, akzeptiert die linke Hand die Arbeit des rechten Fuß zu ĂŒbernehmen. Überraschenderweise fordert aber die versetzte Hinterradbremse am meisten Eingewöhnung. Das nicht vorhandene Schaltgetriebe habe ich in keiner Sekunde vermisst. Am Zwölferkogel angekommen genießen wir die ersten Sonnenstrahlen, wĂ€hrend das Tal von einer Nebelsuppe verschlungen wurde. Doch Letti lĂ€sst uns nur kurz ruhen und schickt uns gleich den ersten Downhill runter. Überraschenderweise kommt die E mit ihren, zum Downhiller vergleichsweisen, schweren 106Kg mit dem schnellen und schmalen Trail sehr gut zurecht. Schnell nimmt einen der Flow mit und wir preschen durch die Anlieger, fliegen ĂŒber Wurzeln hinweg und werfen uns in den Drop in.

Testfahrt auf dem Zwölferkogel.

Apropos Downhill unten angekommen, dauert es nicht lange und die ersten Mountainbiker ĂŒberwerfen uns mit Fragen. Ist das Elektro? Wie geht das auf der Strecke? Und auch immer wieder die Frage, was kostets? WĂ€hrend man sich als Endurist bei 11095€ fĂŒr die E-SX und 11395€ erstmals anspeibt, nehmen die Downhiller den Preis eher gelassen. Gut, die mĂŒssen fĂŒr einen hochwertigen Downhiller auch gleich mal 8 Tausender berappen. Da schrecken die zusĂ€tzlichen 3000€ fĂŒr ein hochwertiges Bike mit E Antrieb nur minder. Doch auch dem mittlerweile kollabierten Enduristen kann man den Preis mit einem Taschenrechner schön reden. Denn die Ladung des auch austauschbaren Akkus dauert nicht nur 80 Minuten, sondern kostet auch nur 77Cent. Weiters muss auch nur alle 50 Stunden das Getriebeöl gewechselt werden. Vergleicht man also die E mit einer 350er wird man je nach Einsatzgebiet irgendwann einen Break-Even-Point erreichen an dem die E gĂŒnstiger wird als das Verbrenner Pendant.

Mit 260 Volt zwischen den Beinen ins Wasser

Wir haben den Small Talk mit den Mountain-Bike-Burschen beendet und finden uns beim ersten Photopoint. Eine Flussdurchquerung, welche wir fĂŒr die Fotografen zig mal durchpflĂŒgen. Hier haben manche noch ein etwas mulmiges GefĂŒhl, schließlich hat man 260 Volt zwischen den Beinen. Doch Arno Ebner, Hauptverantwortlicher fĂŒr die Entwicklung des E-Antriebs versichert uns: Die E kann ĂŒber eine Stunde in 150cm tiefen Wasser liegen ohne, dass irgendwas passiert. Manche Journalisten sind noch unsicher. Fragen wie: Ja aber, wenn das Bike hart aufschlĂ€gt und Motor oder AkkugehĂ€use beschĂ€digt werden, kann ich dann in den Stromkreis kommen? Oder brennt das Bike ab, wenn der KĂŒhlschlauch platzt? All diese Fragen wurden von Arno fachlich kompetent verneint. Es gibt also keinen denkbaren Extremfall in dem man irgendwie von der E gegrillt werden könnte. Und Arno sollte recht behalten, zahlreiche Journalisten versenkten sich mit der Freeride im Fluss, kein einziges Bike quittierte den Dienst.

Lange Lebensdauer fĂŒr mehr Fahrspaß

Wir sind nun seit knapp zwei Stunden unterwegs, die vierstufige Akkuanzeige meldet einen Ladestatus von ĂŒber 20%. Beim nĂ€chsten Photopoint wird der Akku getauscht. Der Wechsel dauert nur wenige Sekunden, und wir können gleich weiterfahren. Einen Part dieses Photopoints bildet ein kleiner Trialgarten mit kniffligen Sektionen. Um hier trotz der fehlenden Kupplung die Hindernisse ĂŒberwinden zu können missbrauche ich die Hinterradbremse quasi als Kupplung. Also vors Hindernis stellen, das Bike mit gezogener Hinterradbremse und leicht gedrehten Gashahn etwas vorspannen. Und im richtigen Zeitpunkt die Kupplung, Ă€hh natĂŒrlich die Bremse loslassen - peng - die E springt los und ehe ich mich versehe steht das Hindernis auch schon wieder hinter mir.

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KTM Freeride E-Supermoto wird auf der INTERMOT vorgestellt.

Den zweiten Teil bildet ein Wiesenslalom mit ein paar Auffahrten und SprĂŒngen. Um hier die maximale Kraft abfragen zu können, schalte ich den dreistufigen Fahrmodi von dem mittleren Modi in den StĂ€rksten. Mir steht nun die volle Leistung zur VerfĂŒgung und kann schwer motiviert durch den Track pflĂŒgen. Deutlich schneller als im zweiten Fahrmodi geht nun die Ladestandsanzeige zurĂŒck. Doch auch mit meiner schwer motivierten Fahrweise dauert es ĂŒber 45 Minuten bis die Ladeanzeige rot blinkt. Abgerundet wird der Fahrtag durch eine weitere Downhill-Fahrt. Endlich wieder durch Kurven surfen und in Drop ins eintauchen. Ein wahnsinnig breit gefĂ€cherter Tag neigt sich dem Ende, und trotzdem ist es uns nicht gelungen die ganze Bandbreite der Freeride E zu erfahren. Eine Einsatzmöglichkeit, nĂ€mlich die des Stadtflitzers konnten wir an diesem Tag leider nicht beleuchten. Jedoch bringt KTM genau fĂŒr diesen Zweck ein eigenes Modell auf den Markt. Die Freeride E-SM wird auf der Intermot vorgestellt werden und ihr vorrangiges Einsatzgebiet ist die City. Die Freeride E-SM wird technisch gleich aufgebaut sein wie die E-XC, allerdings ist sie mit Super Moto Bereifung ausgestattet.

Preis Österreich Freeride E-SX: 11.098 E-XC: 11.398

Preis Deutschland Freeride E-SX: 10.995 E-XC: 11.295

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Fazit: KTM Freeride E-XC 2014

Die Vorfreude auf die Freeride E war nicht unbegrĂŒndet. KTM liefert damit ein Bike das zwar Ă€ußerlich wie eine Enduro aussieht, in Wahrheit aber vielmehr ist. Die E ist das gerĂ€uschlose Bike mit dem Du unbemerkt in Nachbars Wald herumdĂŒst, die E ist der Downhiller mit Du dir das Ticket fĂŒr den Lift sparst, die E ist dein PlayBike mit dem Du ganz unproblematisch im Garten Trial Sektionen trainierst, kurzum die Freeride E birgt tausend neue Möglichkeiten die allesamt entdeckt werden wollen.


  • nahezu gerĂ€uschlos
  • vielseitig
  • ausgezeichnetes Fahrwerk
  • hochwertige Komponenten
  • Preis
  • fĂŒr Vielfahrer empfiehlt sich ein zweiter Akku

Bericht vom 19.09.2014 | 27.325 Aufrufe

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