Bilder: Kawasaki Ninja H2 - alle Fotos und alle Details
Die Kawasaki Ninja H2 ist zugelassen für die Straße wird aber ebenfalls von dem potenten Kompressormotor der H2 R angetrieben. 200PS gibt Kawasaki in den Homologationsunterlagen an. Kenner von aufgeladenen Motoren wissen jedoch was zu tun ist....
Der Name Ninja begründete im Superbike-Bereich einen Mythos, den die neue Ninja H2 noch radikaler verkörpert.
Bei der Entwicklung der H2 ging es jedoch um mehr als nur simple Leistungssteigerung bestehender Modelle, denn Kawasaki wollte das "ultimative" Motorrad bauen.
Dafür gab es für das Entwicklungsteam nur eine Lösung: Dieses Motorrad musste von Grund auf ganz neu konstruiert werden.
Brachiale Beschleunigung, extreme Höchstgeschwindigkeit gepaart mit der Dynamik und Agilität für die Rennstrecke waren Vorgaben, die den Einsatz aller Kräfte erforderten.
Hier kam jedoch ein wichtiger Kawasaki-Vorteil zum Tragen, denn das Entwicklungsteam konnte auf das riesige Know-how des Mutterkonzerns Kawasaki Heavy Industries (KHI) zurückgreifen.
Dank der spartenübergreifenden Zusammenarbeit entstand ein Motorrad, welches das Vorstellbare weit übersteigt.
Die Entwicklung ging in zwei Richtungen: An erster Stelle der Entwicklung stand die Ninja H2R für die Rennstrecke, die ihre Leistung ohne die Einschränkungen für den Strasseneinsatz voll entfalten sollte. Aus diesem Modell ohne Strassenzulassung wurde dann die Ninja H2 für den Strassenverkehr abgeleitet, die ihrer nicht für die Strasse zugelassenen Schwester dennoch stark ähnelt.
Herzstück der Ninja H2 ist ein Reihenvierzylinder mit Kompressor, der auf dem Aggregat der Ninja H2R mit mehr als 300 PS basiert. Trotz seiner fulminanten Leistung wirkt der Motor ähnlich kompakt wie andere Motoren dieser Klasse.
Möglich wird diese umwerfende Leistung erst durch den von Kawasaki speziell für Motorräder konstruierten Kompressor. Dank Zusammenarbeit der Gasturbinen- und Luftfahrtsparten sowie der Technologieabteilung im Konzern konnte dieser Kompressor komplett bei Kawasaki entwickelt werden.
Die spartenübergreifende Zusammenarbeit beschränkte sich jedoch nicht nur auf den Kompressor. Auch das innovative Motor- und Fahrwerkdesign profitierte vom wegweisenden Know-how anderer Technologiesparten im Konzern. Zum Beispiel wurden die aerodynamischen Spiegelstreben zusammen mit der Luftfahrtabteilung Kawasaki Aerospace konzipiert, um die notwendige Stabilität und Vibrationsfestigeit für hohe Geschwindigkeiten zu bieten
Aufgrund dieser Gemeinschaftsanstrengung ist die neue Ninja mit dem Kawasaki River-Logo des Mutterkonzerns auf der Front ausgezeichnet.
Das Kawasaki River-Logo ist ein traditionelles Symbol des Kawasaki Heavy Industries Konzern, das bis auf die 1870er Jahre zurück reicht. Grundsätzlich wird es selten für Produkte verwendet und darf nur Modelle auszeichnen, die von historischer Bedeutung sind. Für die Ninja H2 wurde der Gebrauch dieses Symbols genehmigt.
Leserinnen und Leser die möglicherweise selbst beruflich oder privat mit Japanern zu tun haben, können verstehen warum hier so viel Pathos mit im Spiel ist. Alle Mitarbeiter des Konzerns sind unglaublich stolz ein solches Flaggschiff geschaffen zu haben.
Um eine starke Beschleunigung zu erzielen, ist es essenziell, dass der Motor eine hohe Leistung bereitstellen kann. Traditionalisten würden dazu auf grossen Hubraum setzen und damit eine hohe Motorleistung erzielen. Doch damit könnten andere Vorgaben wie Agilität, geringes Gewicht und kompakte Abmessungen nicht erfüllt werden. Mit einem Motor mit Kompressor lassen sich dagegen diese gegensätzlichen Vorgaben vereinen: Der Motor der Ninja H2 bietet eine Höchstleistung von 200 PS, doch fällt er nicht grösser als andere 1-Liter-Motoren in der Supersport-Klasse aus.
Kenner von aufgeladenen Motoren wissen natürlich schon jetzt, dass ein Aggregat das eigentlich für über 300 PS gut ist und nur wegen Lärm und Abgasvorschriften auf 200 PS gedrosselt quasi als "Basis" bezeichnet werden kann.
Im Gespräch mit Insidern, welche die H2 bereits fahren durften, wurde uns aber noch nie dagewesenes Beschleunigungspotential beschrieben. Selbst die legale 200 PS Version hat durch den Kompressor Motor eine deutlich spektakuläre Beschleunigung als vergleichbare 200PS Supersportbikes mit herkömmlicher Technologie.
Der grösste Vorteil bei der reinen Eigenentwicklung des Kompressors: Er konnte exklusiv auf die Anforderungen des Motors der Ninja H2 ausgelegt werden. Damit ließ sich ein optimales Leistungsprofil über ein sehr breites Drehzahlband realisieren, das mit zugekauften Kompressoren von Fremdherstellern selbst nach umfassender Modifikation nicht möglich gewesen wäre.
Voraussetzung für den Wirkungsgrad des Kompressors ist eine hohe Kompression der Ansaugluft ohne übermäßige Erwärmung, um Einbußen beim Leistungsplus zu minimieren. Der H2 Lader soll laut Kawasaki auch eine optimale Aufladung über einen weiten Bereich von Druck- und Luftstromverhältnissen also über einen sehr weiten Motordrehzahl- und Geschwindigkeitsbereich sicherstellen. Damit sollen sich dann auch unpackbare Beschleunigungswerte erzielen lassen.
Dank seiner hohen Effizienz und dem geringen Hitzeaufbau konnte auf einen Ladeluftkühler verzichtet werden, was eine grosse Gewichts- und Platzersparnis bedeutet.
Der Kompressor verwendet das Motoröl zur Schmierung. Da er also keine separate Ölversorgung benötigt, trägt er zum hochkompakten, leichten Design bei.
Damit die H2 zum Imageträger und nicht zum Sorgenkind wird, wurde bei der Motorentwicklung natürlich gründlich gearbeitet. Der gesamte Motor auf das 1,5-fache bis 2-fache der Lasten ausgelegt, die bei Saugmotoren auftreten. Abgesehen von den Nockenwellen, Zylinderkopfdichtungen und der Kupplung ist der Motorblock der Ninja H2 mit dem von der Ninja H2R identisch.
Während die Einlassventile aus Edelstahl gefertigt sind, stellen die Auslassventile aufgrund der hohen Abgastemperaturen des aufgeladenen Motors andere Anforderungen an das Material. Sie werden aus zwei Materialen geformt, die in der Mitte reibungsverschweisst werden: Inconel, eine extrem hitzefeste Legierung, kommt für den Ventilteller und den unteren Schaftbereich zum Einsatz. Der obere Schaftbereich wiederum wird aus hitzefestem Stahl gefertigt. Die Schäfte verlaufen leicht konisch von φ4,5-5 mm, um eine bessere Dynamik zu realisieren.
Die Kolben sind gegossen, denn Gusskolben bieten eine höhere Temperaturfestigkeit als geschmiedete Kolben bei den sehr hohen Temperaturen in diesem Hochleistungsaggregat von fundamentaler Bedeutung. Das exklusive Gussverfahren (laut Kawasaki dem Schmiedeprozess nicht unähnlich) scheidet überflüssiges Material effektiv ab und erlaubt präzise Hohlräume, um ideale Materialstärken zu gewinnen. Dies ermöglicht ein Gewicht wie bei geschmiedeten Kolben.
Um schnelle, weiche Gangwechsel zu ermöglichen, entschieden sich die Ingenieure für ein "Dog-Ring"-Getriebe. Dieses Getriebe wird bei Grand Prix-Maschinen und in der Formel 1 verwendet und wurde in enger Absprache mit dem Kawasaki Racing Team entwickelt.
Im Gegensatz zu Standardgetrieben für Motorräder, bei denen Schaltgabeln die Gangräder zum Eingriff verschieben, bleiben beim "Dog-Ring"-Getriebe die Losräder auf der Welle stationär. Zum Kraftschluss zwischen Welle und Gangrädern bewegen sich nur die Mitnehmerscheiben (Dog-Ring), die mit den Klauen am jeweiligen Gangrad in Eingriff gehen.
Da diese Mitnehmerscheiben deutlich leichter als Gangräder sind, ist der Schaltaufwand viel geringer. Gleichzeitig resultiert eine bessere Rückmeldung am Schalthebel und Gangwechsel sind wesentlich kürzer - eine wichtige Voraussetzung für hohe Beschleunigung.
Die Airbox / Einlaßkammer ist komplett aus Aluminium gefertigt. Aluminiumoberflächen bieten hervorragende Hitzeableitung, wodurch die Ansaugluft kühl bleibt. Außerdem ist der steife Aufbau nötig um den hohen Ladedruck von 2 bar zu ertragen.
In der Einlasskammer unterstützt eine neu entwickelte Kawasaki-Technologie das Leistungspotenzial des Motors. Die obere Einspritzventilreihe sprüht den Kraftstoff auf Edelstahlnetze, die über den Ansaugkanälen positioniert sind (zum Patent angemeldet). Dieser scheinbar simple Kunstgriff hat einen deutlichen "Gleichmachereffekt", da das in die Einlasskanäle angesaugte Kraftstoff-Luftgemisch viel gleichförmiger ist. Gleichzeitig fördern diese Netze die Kraftstoffverdampfung, was die Ansaugluft kühlt und den Füllgrad verbessert.
Um den Motor kompakt und einfach zu halten, entschied man sich für ein einziges Schmiersystem, um die Motorkomponenten, Lader und Getriebe zu schmieren und zu kühlen. Da das Schmiersystem viele Komponenten versorgen muss, beträgt sein Ölvolumen 5,0 Liter etwa 35% mehr als bei herkömmlichen Motoren gleichen Hubraums.
Basierend auf den für der Motocross-Rennsport entwickelten Gabel mit separaten Luft- und Ölkammern, wird diese Technologie in der KYB AOS-II Gabel zum ersten Mal in einem Strassenmotorrad verwendet
Ein massives, halbschwimmend gelagertes Bremssattelpaar mit 330-mm-Scheiben (5,5 mm Dicke) wird die Ninja H2 auch brachial ankern lassen.
Die Räder aus Gussaluminium wurden speziell für die Ninja H2 konzipiert. Eine spezielle Rändelung an der Innenseite der Hinterradfelge verhindert, dass der Reifen bei der gewaltigen Drehmomenteinwirkung durch den Motor auf der Felge rutscht
An der Ninja H2 ist der neue Bridgestone RS10 montiert. Ein Semislick mit Straßenzulassung. Die Neuheit von Bridgestone kommt 2015 auf den Markt und wird laut Insidern auch auf der neuen R1 zu finden sein.
Die aerodynamisch geformte obere Verkleidung weist Lippen und Reliefs auf, um den Luftstrom effektiv über ihre Oberfläche zu leiten. Die Position des Ram Air-Einlasses an der oberen Verkleidung garantiert höchste Effizienz während die Seitenverkleidungen und untere Blenden die Hitzeabfuhr unterstützen.
Die obere Verkleidung beinhaltet einen "Kinnspoiler". Dies ist laut Kawasaki kein kosmetischer Schnörkel, denn er bewirkt eine nach unten gerichtete Kraft, die zur Stabilität bei hohen Geschwindigkeiten beiträgt.
Auch die Flügelform der Aussenspiegel der Ninja H2 ist ein aerodynamischer Kunstgriff, um die Laufstabilität im Hochgeschwindigkeitsbereich zu erhöhen. Wie auch die Flügel bei der Rennstreckenversion wurden sie von Kawasaki Aerospace entwickelt. Ihre hinteren Kanten sind als Gurney-Flaps ausgeführt - Abrisskanten, die die Wirkung der einfachen Flügelform verstärken. Diese Gurney-Flaps bewirken eine grössere Abwärtskraft auf kleineren Flächen.
Die Fahrerposition ist eindeutig auf Fahrten mit hohen Geschwindigkeiten und den Rennstreckeneinsatz zugeschnitten. Das Fahrerform-Dreieck ähnelt dem bei der Ninja ZX-10R, doch sitzt man laut Kawasaki entspannter. Testpiloten berichten, dass die Ninja H2 in Sachen Fahrkomfort / Sitzkomfort irgendwo zwischen ZZR 1400 und ZX-10R angesiedelt ist.
Das LCD-Display zeigt die Daten mit Schwarz-/Weissinvertierung an (weisse Zeichen auf schwarzem Hintergrund). Neben dem digitalen Tachometer und einer Ganganzeige finden sich noch folgende Anzeigefunktionen: Kilometerzähler, zwei Tageskilometerzähler, Ist- und Durchschnittsverbrauch, Kraftstoffstand, Kühlmitteltemperatur, Ladedruckanzeige, Ladelufttemperatur (Einlasskammer), Stoppuhr (Rundenzähler), Zeitanzeige.
An der Ninja H2 kommt ein elektronisch gesteuerter Lenkungsdämpfer zum Einsatz welcher gemeinsam mit Öhlins entwickelt wurde.
Mit Ausnahme der Kennzeichenleuchten sind alle Leuchten bei der Ninja H2 als LED-Lampen ausgeführt.
Am Heck wird die LED-Schlussleuchte durch LED-Positionsleuchten flankiert.
Der schwarze Hochglanz-Chromlack der Ninja H2 wurde von Kawasaki spezifisch für den Motorradeinsatz entwickelt.
Im Schatten erscheint dieser Lack schwarz, doch die reflektierende Oberfläche nimmt bei Sonnenlichteinfall die Farbtöne der Umgebung in ihr Spektrum auf. Diese Art von Lack hat bisher in der Custom-Szene für Furore gesorgt.
Galerie von: 1000PS Internet GmbH
hochgeladen am 04.11.2014