Moto Guzzi V9 Bobber vs. V9 RoamerTest 2016

Die hübsche Cruiser-Mittelklasse aus Italien

Moto Guzzi baut nicht nur das Programm mit der MGX-21, die ich erst unlängst genießen durfte, nach oben aus, sondern legt auch in der Mitte mit den beiden V9-Modellen kräftig nach. Zusammen mit Kollege K.OT kläre ich, wo sich die beiden Cruiser im Guzzi-Sortiment einordnen und wofür sich die beiden Moto Guzzi V9 Bobber und Roamer am besten eignen.

Was würde sich wohl besser für eine gemütliche, spaßige Ausfahrt ohne Drang nach Zeitnahme eignen als zwei bequeme und lässige Cruiser? Damit es aber dennoch nicht ganz unsportlich abgeht, wählten Kollege K.OT und ich die beiden neuen Moto Guzzi V9 Bobber und Roamer - anständiger Hubraum in einem modernen Chassis und State-of-the-Art-Elektronik an Bord.

V9 Bobber und V9 Roamer - die wahre Mittelklasse?

Bei 55 PS stellt man sich zwar zu Recht die Frage, ob denn da ein großer Unterschied zu den lediglich sieben PS schwächeren V7-Modellen sein könne und auch das maximale Drehmoment von 62 Newtonmeter bei 3000 Touren steht ähnlich früh an wie die 60 Newtonmeter bei den V7-Geschwistern. Selbst der Hubraum-Unterschied von knapp 100 Kubik mehr bei den V9ern sollte nicht so arg ins Gewicht fallen, wie der Sprung von den 853 Kubik der V9 zu den 1380 Kubik der California 1400-Modelle.

Echte Cruiser und trotzdem handlich

Und dennoch nimmt man den V9-Modellen dieses Cruiser-Image weit mehr ab, als den kleineren, leichteren und dadurch auch etwas handlicher zu fahrenden V7ern. Obwohl auch die V9-Modelle mit einem Gewicht von 200 Kilo fahrfertig samt ABS alles andere als schwer sind. Allerdings ist die Sitzposition weitaus gemütlicher, vor allem beim neuen V9 Roamer (ich ordne ihn männlich ein, immerhin bedeutet Roamer Wanderer oder Vagabund), der die altgediente Nevada ersetzt.

Moto Guzzi V9 Roamer - würdiger Ersatz der Nevada

Mit dieser Vorgabe darf der Roamer als vollkommen gelungen bewertet werden, die bereits erwähnte bequeme Sitzposition mit angenehmem Kniewinkel und hoch positioniertem Lenker erlaubt Kilometerfressen ebenso wie Cruisen auf der Landstraße.Da rappelt der Moto Guzzi-typisch längs verbaute V2-Motor gerade so viel, dass man die angenehmen Vibrationen genießt und spürt, auf einem coolen Motorrad zu sitzen, ohne den Fahrer zu sehr durchzubeuteln. Das große 19 Zoll-Vorderrad sorgt für ordentliche Stabilität, das vergleichsweise niedrige Gewicht erlaubt dennoch eine flotte Fahrweise, weshalb der V9 Roamer zumindest für mich eigentlich das harmonischere Modell der beiden V9 ist.

Moto Guzzi V9 Bobber - der Tradition verpflichet und dennoch modern

Wäre da nicht diese herrliche Optik des V9 Bobber mit seinem kleinen und breiten Vorderreifen und diesem noch minimalistischeren Auftritt. Einfach nur schön und dank der langen Moto Guzzi-Tradition auch absolut authentisch präsentiert sie voller Stolz den V2-Motor, der natürlich stärker sein dürfte aber den, mit 200 Kilo nicht übergewichtigen V9 Bobber durchaus flott voran treibt. Der stylishe Tank darüber scheidet die Geister, manche finden ihn zu modern für einen klassischen Bobber, ich finde ihn hingegen gerade deshalb so gelungen - der V9 Bobber ist ein modernes Motorrad, das geschickt die Tradition des Unternehmens nutzt, um dieses gewisse Etwas in die heutige Zeit zu transferieren. Die Sitzposition ist beim direkten Umstieg vom Roamer durch den flacheren Lenker und die dünnere Sitzbank natürlich weniger komfortabel, dafür aber auch sportlicher. Für sich alleine genommen und im Vergleich mit anderen Modellen aus dem Segment ist der V9 Bobber aber keineswegs zu hart oder gar unbequem. Und da ich ohnehin zu Gunsten des cooleren Auftritts leidensfähig bin, wäre meine persönlcihe Wahl der V9 Bobber.

K.OTs Meinung zu Moto Guzzi V9 Bobber und V9 Roamer:

Zwei Motorräder, zwei Freunde und viel Zeit. Irgendwie noch nicht ganz perfekt. Ach ja, kein Chef. Wenn Vauli und ich so im Büro rumsitzen, aus dem Fenster schauen, die Sonne sehen und niemand da ist, der einem auf die Finger klopft, wenn man mal die Hände von der Tastatur nimmt, oder mit dem Taser niederstreckt, wenn man aufs Klo gehen will, dann holen wir uns dieses Stückchen Freiheit, das uns schon lange genommen wurde und fliehen hinaus in die Freiheit auf den Schwingen des Adlers…

Diesmal suchten wir auf den beiden Guzzis V9 Bobber und Roamer die wohtuende Welt unweit Wiens. Ich trug jahrelang das Logo dieser Marke aus Mandello als vergoldete Gürtelschnalle mit mir, was zeigt, dass sie mir am Herzen liegt. Ein Grund dafür ist, dass die Motorräder vom Comersee auch heute noch echte Originale sind und gerade die so genannten Retrobikes in Form und Funktion glaubwürdiger sind als viele Konkurrenzprodukte.

Die beiden V9s sind da keine Ausnahme, wobei ich optisch sofort auf die Bobber mit dem fetten 130/90-16 Reifen fixiert war. So breit ist er eigentlich gar nicht, aber im Verhältnis zum 150er Hinterreifen und der kompakten Größe des nur 200 kg leichten Motorrades wirkt er so. Farblich hat man die Trendfarbe Schwarz mit Schwarz und Schwarz kombiniert. Aufgrund dieser gelungenen Abstimmung, würde ich selbst auch gleich den schwarzen Tank nehmen, um keine disharmonische Farbverteilung zu erzeugen. Als Alternative steht ein silbener Tank mit roten Akzenten zur Auswahl.

Was mich wundert, ist, warum Guzzi die V9-Palette leistungstechnisch nur eine Idee über die V7 gestellt hat. 55 statt 48 PS und 62 statt 60 Nm sind ein wenig wenig. Zwar steht hier der sportliche Anspruch deutlich im Hintergrund, aber ein klarer Unterschied in der Performance sollte schon sein. Hier ist er mir zu klein. Was mich hingegen begeistert ist der Beweis, dass Stil nicht schwer sein muss. Beide Motorräder sind leichtfüßig und schwungvoll zu fahren. Das geringe Gewicht fällt aber vor allem beim Rangieren positiv auf. Überhaupt nicht wichtig ist mir, dass man sein Smartphone mit dem Bordcomputer verbinden und allerhand Daten abrufen kann. Da man den Guzzis diesen neumodernen Elektronik-Krimskrams nicht ansieht, muss ich mich auch nicht darüber aufregen.

Die Roamer sieht nicht nur konservativer aus, sie fährt sich auch so, was allerdings auch mehr Komfort bedeutet. Sie ist von den zweien das harmonischere Genusseisen, das durch die Landschaft gleitet und nur freundliche Blicke erntet, während Fremde der knorrigen Bobber mit Unbehagen begegnen. Wenn die Roamer der Tag ist, ist die Bobber die Nacht. Auf Letzterer fühlt man sich sofort härter, stärker und cooler. Wenn wir das Fahrzeug wechselten und ich Vauli auf der Bobber entgegenkommen sah, fand ich sogar ihn cool und freute mich schon darauf, wieder auf der Bobber zu sitzen. Ganz klar also wäre sie die V9 meiner Wahl, obwohl ich das Fahren mit der Roamer als angenehmer empfand. Mir ist Eindruck eben immer noch wichtiger als Ergnonomie.

Fazit: Moto Guzzi V9 Bobber 2016

Der V9 Bobber ist ein absolut authentisches Modell - sowohl als Moto Guzzi als auch als Bobber. Denn der typische, längs verbaute V2-Motor mit den schräg nach oben ragenden Zylindern wird stolz zur Schau getragen und dominiert die minimalistische Linie, die einen Bobber nun mal ausmachen sollte. Besonders gelungen wirkt das kleine und breite Vorderrad, zumindest optisch. Der Motor hebt sich mit seinen 55 PS zwar nicht allzu sehr von der V7-Reihe ab, dank des niedrigen Gewichts von nur 200 Kilo steht einer flotten Fahrweise aber nichts im Weg. Die Sitzposition entspricht ebenfalls dem Bobber-Stil - sportlich aufrecht kann man die Fahrt auf der edlen und dafür gar nicht mal so teuren Maschine genießen.


  • coole Optik
  • kultivierter Motor
  • authentischer Auftritt
  • gut dosierbare Bremsen mit unauffälligem ABS
  • der Motor könnte etwas stärker sein

Fazit: Moto Guzzi V9 Roamer 2016

Der V9 Roamer (männlich, bedeutet Wanderer, Vagabund) hat im Gegensatz zum V9 Bobber ein Erbe anzutreten - er ersetzt die Moto Guzzi Nevada 750. Damit ist klar, dass der Roamer auch auf weiteren Strecken funktionieren sollte. Dementsprechend gemütlich fällt die Sitzposition aus, der hohe Lenker, der angenehme Kniewinkel und der komfortable Sattel sorgen für ein ausgesprochenes Wohlfühlklima. Dank dem niedrigen Gewicht von nur 200 Kilo legt der Roamer aber auch ein agileres Handling an den Tag, als man von einem Cruiser erwarten würde. Der typische V2-Motor ist mit seinen 55 PS aber eher beim Cruisen als beim Sport.


  • komfortables Fahrwerk
  • bequeme Sitzposition
  • stabile Bremsen
  • hübsche Optik
  • der Motor könnte etwas stärker sein

Bericht vom 29.10.2016 | 71.364 Aufrufe

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