Vespa 125 S
Vespa 125 S |
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Kult oder Ikone, das ist hier keine Frage |
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Sie ist aber trotz Retro-Look ganz heutig & jung. Besonders
fesch ist sie in Rot. Besonders frech kann man trotz nur knapp mehr als
zehn PS Leistung im Stadtverkehr die Nase vorn behalten und
Lenkraddreher ziemlich alt ausschauen lassen. |
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Was man mit einer Vespa alles anstellen kann, das hat man uns in etlichen Kino-Kassenschlagern anschaulich vorgeführt. Zum Beispiel wie in Quadrophenia nach Brighton glühen und sich als straight gestylter Mod mit wild zerzausten Rockern um die Wette klopfen. Oder das ist eher was für romantisch veranlagte Gemüter wie in Ein Herz und eine Krone à la Gregory Peck und Audrey Hepburn durch Rom kurven, zwischendurch zum Friseur gehen, zur Bocca della Verità fahren (um dort die Hand reinzuhalten) und so weiter. Beides Filme, die um das Wort wieder einmal zu bemühen selbst Kult sind und mitgeholfen haben, die Vespa zum Kult und zur Roller Ikone schlechthin - zu stilisieren. Egal, ob mit 50 oder (mittlerweile) 300 ccm. Wir aber, wir sind weder in Brighton noch in Rom, wir vespisieren in Wien. Parallelen gibts oder vielmehr gabs zwar in Bezug auf die Filme hier schon: Klopfereien zwischen Mods und anderen Partien hats in den Achtzigern auch gegeben. Friseure gibts bei uns ebenfalls sonder Zahl. Aber es ist halt heutzutage ein bissl blöd, mit der Vespa zum Hairstyling zu fahren, weil Helmpflicht. Damals, da gabs die ja noch nicht. Da hat eine Frisur, wenn sie ordentlich mit Haarspray anbetoniert wurde, den Fahrtwind eine Weile ausgehalten. Aber jetzt: Helm auf = Frisur hin.
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10,3 PS sind nicht die Welt, aber bei nur 120 Kilo Fahrzeug-Gewicht ziemlich stark. |
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Die Vespa 125S schaut ihren Vorgängerinnen aus den 70ern und 80ern stark ähnlich. |
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Also nehmen wir die Vespa, Kult oder Ikone her oder hin, für das, was man neudeutsch als Commuting bezeichnet, sprich wir bewegen sie im Alltag, vornehmlich auf Stadt-Terrain. Und das sportlich. Schließlich ist es die S, und dieses S steht für Sport, erkennbar ist die S am eckigen Scheinwerfer. Ein Retro-Stil-Element, das nahtlos ans klassische Outfit der Vorgängerinnen aus den 70ern und 80ern anknüpft. Doch nicht nur in Bezug auf dieses Detail. Auch die aufgeklebten Gummistreifen statt der mit Plastik beschichteten Trittbretter und die offenen Handschuh- respektive Staufächer in der Schürze sind eine Hommage an frühere Zeiten. Unsere knallig rote Test-Vespa lief in einem verschärften Zehn-Tage-Programm: täglich mehrmals zwischen zu Hause, zwei urlaubshalber verlassenen und zu hütenden Wohnungen (Katzen füttern sowie Blumen gießen) und einer Langzeit-Veranstaltung auf der Donauinsel hin und her. Das Dreieck Penzing Leopoldstadt Donaustadt absolvierte die Kleine bis zu drei Mal pro Tag. Immer hat ja einer was vergessen, immer braucht irgendjemand was zu essen oder es steht sonst eine (Boten-)Fahrt an. Einige Eindrücke gleich vorweggenommen: Der Anblick der hübschen Roten macht auch beim x-ten Mal anschauen noch Freude. Seien es die weiß unterlegten und chromumrandeten Instrumente, sei es das ganze zarte Figürl, sei es das freundliche Gschau. Mucken machte sie gar keine. Und als Säuferin kann man sie keinesfalls bezeichnen. In zehn Tagen nur einmal bei der Tankstelle zum Sprit-Auffüllen vorbeischauen ist schwerstens in Ordnung. Auch wenn sie ausschließlich im Solo-Betrieb unterwegs war. Auf der Sportsitzbank hätten ohnehin nur die Schlanksten in der zweiten Reihe Platz nehmen können. |
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Fesch verchromt verblendet ist der Endtopf. Manchmal muss man den halt polieren. |
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Gas bis zum Anschlag ist nicht nur an der Ampel, auch auf der Stadtautobahn angesagt. Trotzdem wird es kaum passieren, dass die fixen Tangenten-Fotografen aufblitzen: Die Tacho-Nadel bleibt bei 91 km/h stehen. Da dürfte nach Abzug der Messtoleranz kaum mehr als der erlaubte Achtziger übrigbleiben. Trotzdem reicht das für zügiges Vorankommen. |
Ohne (Plastik-)Klappe kommen die Staufächer aus so wie es früher eben war. Der Taschenhaken derpackt verlässlich auch gewichtigere Einkaufssackerl. |
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Rot oder Weiß beide Farben kommen gut. In Schwarz kann man sie auch haben. |
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Gar nicht bösartig ist das Fahrwerk. Auch nicht auf Kopfsteinpflaster.
Wohl melden die Federelemente jeden Mugl, heftig ins Kreuz treten tut
sie aber kaum. Ein wenig mehr Biss hätten wir uns von den Bremsen
gewünscht. Nicht, dass sie den Dienst verweigert hätten, doch man muss
schon fest am Hebel ziehen, der Druckpunkt für den vorderen Anker ist
einigermaßen soft, der für den hinteren Stopper fast nicht auszumachen.
Aber: sie ist eine Sportlerin und keine Hochleistungsathletin.
Rechtzeitig stehen geblieben sind wir allemal immer. Hochleistung darf man sich auch vom Stauraum nicht erwarten. Den Integralhelm muss man mitnehmen. Immerhin passt unter die Sitzbank ein kleines Picknick-Set. Im Optionenprogramm gibts zum Ausgleich einen verchromten Gepäckträger und ein durchaus putziges 32-Liter-Topcase. Damit das Ganze nicht zu hecklastig wird, zumindest optisch, bietet der Zubehör-Katalog ein Windschild. Wenns dann regnet, bleibt auch der Oberkörper einigermaßen trocken und nicht nur die Knie. Was serienmäßig dran ist, sind ein Kickstarter sowie zum Haupt- auch ein Seitenständer. Gemeinhin wird man sie jedoch auf Zweiteren hieven (was ultraleicht vonstatten geht). Sie steht dann ganz einfach stabiler, weil der Seitenständer von selber einklappt. Wäre schade, wenn sie schon beim leisesten Windhauch zu Boden geht und Kratzer & Beulen kassiert. Das wäre der bekannt stabilen Werthaltung schwer abträglich. |
Freundliche Nasenlöcher, eckiger Scheinwerfer, großzügige Chrom-Zutaten. |
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Für die Kunst der individuellen Inszenierung gibts eine Reihe von Deko-Sets. |
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Vespa 125S Technische Daten |
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Motorbauart | Einzylinder-Viertakt, 2V, SOHC |
Hubraum | 124 ccm |
Bohrung x Hub | 57 x 48,6 mm |
Leistung (homologiert) | 7,6 kW (10,3 PS) @ 8.000 U/min |
Max. Drehmoment | 9,6 Nm @ 7.250 U/min |
Starter / Batterie | Elektrisch, Kick |
Getriebe | CVT |
Kupplung | Zentrifugal |
Kühlung | Luft |
Rahmen | Stahlblech |
Federung vorne | Mono-Federbein an Einarmschwinge |
Federung hinten | Mono-Federbein, Vorspannung einstellbar |
Bremse vorne | 1 x 200 mm-Scheibe |
Bremse hinten | 1 x 110 mm-Trommel |
Bereifung vorne / hinten | 110/70 11; 120/70 10 |
Radstand | 1.280 mm |
Länge/Breite | 1.800/740 mm |
Sitzhöhe | 785 mm |
Tankinhalt | 8,6 Liter |
Eigengewicht fahrfertig | 120 kg |
Top-Speed |
91 km/h |
Text: Trixi Keckeis Fotos: Trixi Keckeis, Piaggio |
Bericht vom 28.08.2008 | 20.918 Aufrufe