Piaggio MP3
Testbericht PIAGGIO MP3 250ie |
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Trotzdem, zur Auffrischung: Es ist der Mensch. Wer jetzt nicht weiß warum,
der möge Google strapazieren. Leicht modifiziert lässt sich das
Knobelspielchen der alten Sphinx jetzt auch auf Motorisiertes anwenden: Mit
dem großen Unterschied, dass mit dem Dreirad nicht mehr zwangsläufig die
alte BMW Isetta oder der rare Messerschmitt Kabinenroller KR 200 gemeint
sein muss. Man muss auch selbst nicht unbedingt eine Hand voll Dezennien
hinter sich gebracht haben, um Dreirad zu fahren - aber physiologisch kann
man es dann meist immer noch. Manche gerade erst der Pubertät Entwachsene
haben trotzdem ein größeres Problem mit dem neuen Konzept der
Fortbewegung: Warum "Fast and Sexy Nils" nicht selbst auf den MP3
gestiegen ist? Der Jüngling ist eitel und fürchtet sich vor schlechtem
Image wie eine ölige Bratpfanne vor Meister Propper. "Dreirad? Nein
danke, viel zu wenig fast, viel zu wenig sexy. Das ist was für reife
Oldtimer wie dich - damit kannst wenigstens nicht umfliegen", sprachs,
lachte hämisch und drückte mir den Zündschlüssel in die Hand. |
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Schon beim Aufsitzen und ahnungslosen Wegfahren merke ich: Irrtum, Nils. Mit
dem MP3 kann man ohne besondere Mühe oder Sonderschulabschluss umfallen.
Ein einziger (vergessener) Knopfdruck reicht. Nachdem ich es mir auf der
komfortablen Sitzbank bequem gemacht, im Stand die Füße auf die
Trittbretter gestellt und den Startknopf gedrückt habe, ist es vorbei mit
der Standhaftigkeit des Piaggio. Beim Gas geben löst die Sperre der
Parallelogramm-Einzelradaufhängung an der Front automatisch, und der MP3
würde ganz normal umfallen, wenn man nicht rechtzeitig seinen
Gleichgewichtssinn auf "Zweirad" umstellt. Im Fahrbetrieb auf den
ersten Metern also vorläufig kein Unterschied zu einem normalen Roller zu
bemerken. Beim Hinrollen zur Ampel bleibt der MP3 solange instabil wie
Schokopudding im Backrohr, bis an der rechten Armatur der Sperrknopf für
das Fahrwerk betätigt wird. Dann steht das Ding mit drei Rädern wie die
sprichwörtliche Eins, und den Bürgerkäfig-Piloten bleiben vor lauter
Bewunderung unserer simulierten Balancefähigkeit fast die Glubscher
stecken. Okay, Stehenbleiben "ohne Füße" und Parken ohne
Ständer sind nette Gags, vermisst hat das bisher wahrscheinlich aber kaum
einer. Die Vorteile des MP3 liegen ganz wo anders. |
PIAGGIO MP 3 - Das Video |
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Piaggio MP3 in freier Wildbahn, Stadtverkehr und und und... Witzig anzusehen aber irre praktisch. Muss man probiert haben! Wer sich das Video auf seinen Computer downloaden möchte, klickt mit der rechten Maustaste hier und wählt "Ziel speichern unter". Video by PIAGGIO
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Es ist immer hoch gegriffen von einer revolutionären Entwicklung zu sprechen, ich trau's mich trotzdem: Der Piaggio MP3 ist das Allerlässigste, was derzeit unter dem Begriff Scooter herumrollert. Das Beste: Er ist gar nicht so langsam, wie man bei 250 Kubik vermuten würde. Zugegeben, auf der Geraden dürfte es ruhig mehr sein, und das Umreißen des Gasgriffes stresst die dreirädrige Automatik-Fuhre mit 22,5 PS und 21 Nm nicht besonders. Das
Revier des MP3 sind Kurven, dort heißt es brutal einstechen und Ohren
anlegen. Mit einem Tempo, das normalerweise mit einem Zweirad-Roller
unmöglich wäre, darf sorglos und selbstverständlich auf 40 Grad
Schräglage umgelegt werden. Erst dann meldet der Hauptständer mit
melodischem Schleifgeräusch seine Kapitulation vor der hoch motivierten
Fahrkunst. Damit das nicht missverstanden wird: Das Dreirad schlägt in
Kehren nicht nur die artverwandten Roller. Auf schlechten Straßenbelägen
oder auf nassem Untergrund (den man im Februar gar nicht lange suchen
braucht) fährt es sogar Motorrädern auf und davon. Während Großenduristen und Gebückte verzweifelt nach einer splittfreien, trockenen
Linie suchen, pfeife ich sorglos in arger Schräglage außen an der
Konkurrenz vorbei. Ganz ohne Kampfmodus, dafür mit einem fröhlichen
Liedchen auf den Lippen. Zwei Reifen an der Front sorgen eben nicht nur für
doppelten Grip, einer von beiden läuft auch immer auf einer sauberen Linie,
perfekt für die rollsplittreiche Jahreszeit. Auf der Geraden wird man zwar
von den schlechten Verlierern am Motorrad wieder gefressen, aber die
nächste Kurve kommt bekanntlich schneller als man denkt. Was außerdem
tröstet: Demnächst gibt's den Piaggio MP3 auch mit 400 Kubik, damit sollte
ein Kurvenvorsprung über die nächste Gerade zu retten sein. Beim späten
Anbremsen ist nämlich selbst mit Radialbremsen am Motorrad gegen das
MP-Dreirad kein Blumentopf zu gewinnen, da ist es jetzt schon Welt. Ein
fester Zug am Fronthebel, und mit quietschenden Reifen verzögert der MP3
flugs auf Kurventempo. War man bei der Geschwindigkeitswahl doch zu
optimistisch, bremsen im Radius ist genau Null Problem, egal ob vorne oder
hinten. Nur an das recht heftige Aufstellmoment muss man sich gewöhnen und
rechtzeitig gegensteuern. |
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Das Limit des Piaggio MP3 auszutesten, ist fast eine Mission impossible. Ich habe mich redlich bemüht, aber Rutscher über das Vorderrad - sorry, die Vorderräder - sind quasi unmöglich. Lediglich an einem eisigen Wintermorgen mit angefrorenem Boden ist das Dreirad in Schräglage auf einer Kuppe zirka einen Meter über alle Räder gerutscht, endgültiger Kontrollverlust war aber trotz der Extrembedingungen nie ein ernstes Thema. Am Trockenen tut sich driftmäßig am Heck sowieso so gut wie nix, auf nasser Fahrbahn slidet das Hinterrad mit Haftungsverzicht öfter fröhlich vor sich hin. Daran gewöhnt man sich schnell und mit der Zeit macht es richtig Spaß, im Regen über Kanaldeckel und Bodenmarkierungen zu rutschen. Sogar vor Straßenbahnschienen verliert der MP3-Fahrer schlagartig jeden Respekt. |
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Im Praxistest "Alltagstauglichkeit" feiert das Dreirad einen
weiteren großen Sieg. Kurz und knapp: Kein Nachteil zu einem
Zweirad-Roller, ganz im Gegenteil. Neben der tollen Bodenhaftung schlängelt
sich der Piaggio dank der schmalen Bauweise genau so leichtfüßig durch die
Autokolonnen wie einspurige Fahrzeuge, der Lenker ist die breiteste Stelle
der Fuhre. Auch in Sachen Stauraum protzt der MP3 mit beachtlichen Daten:
110 Liter Fassungsvermögen sind über Heckklappe und aufklappbare Sitzbank
zugänglich. Bei dem Volumen finden schon einige Goldfische ein
großzügiges Zuhause. Wer keine Sashimi-Notration braucht, der schlichtet
z.B. zwei Helme ein. Vollvisierhelme schluckt der MP3 nicht so gerne, da
darf gedreht und gewendet werden. Die jetbehelmten Südländer haben eben
keine Vorstellung davon, wie frisch die abendliche Zugluft bei uns sein
kann. |
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Fazit: Der Piaggio MP3 ist nicht nur fahrtechnisch eine unglaublich sichere
Sache, sondern macht vor allem riesigen Spaß. Der Mehrpreis von zirka 2000
Euro zu einem vergleichbaren konventionellen Roller (z.B. Piaggio X8 250
Premium) ist auf jeden Fall gerechtfertigt, der Einsatzbereich wächst durch
das dritte Rad enorm. Wer's nicht glaubt, soll's selbst probieren. Möge
Nils sich weiter schämen, damit ich ihn mit dem 400er-Modell höllisch
hinrichten kann. Ganz ohne Anstrengung. |
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PIAGGIO MP 3 - Technische Daten |
Motor | 4-Takt / 4-Ventil |
Hubraum | 244,3 ccm |
Leistung | 16,5 kW bei 8.250 U/min |
Drehmoment | 21,0 Nm bei 6.750 U/min |
Kühlung | Flüssigkeit |
Getriebe | Automatik |
Höchstgeschwindigkeit | 125 km/h |
Bremse vorne | 2 Scheiben (1 je Rad), 240 mm |
Bremse hinten | Scheibe, 240 mm |
Felge vorne | 13 x 3,00 |
Felge hinten | 13 x 3,50 |
Bereifung vorne | 120/70 - 12 51P |
Bereifung hinten | 140/70 - 14 68S |
Maße l/b/h in mm | 2130 / 745 /1245 |
Sitzhöhe | 780 mm |
Trockengewicht | 204 kg |
zul. Gesamtgewicht | 410 kg |
Tankinhalt | 12,0 ± 0,5 Liter |
Kraftstoff | Super 95 Oktan |
Starter | Elektrisch |
Abgasreinigung | EURO3-Norm |
Preis | 6.599,- Euro (Österreich) |
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Fazit: Piaggio MP3 250 2007
Der Piaggio MP3 ist nicht nur fahrtechnisch eine unglaublich sichere Sache, sondern macht vor allem riesigen Spaß. Der Mehrpreis von zirka 2000 Euro zu einem vergleichbaren konventionellen Roller (z.B. Piaggio X8 250 Premium) ist auf jeden Fall gerechtfertigt, der Einsatzbereich wächst durch das dritte Rad enorm. Wer's nicht glaubt, soll's selbst probieren. Möge Nils sich weiter schämen, damit ich ihn mit dem 400er-Modell höllisch hinrichten kann. Ganz ohne Anstrengung.- Komfortable Sitzbank
- sehr starke Bremsanlage
- effizient auf schlechten Straßenlägen oder nassem Untergrund
- kontrolliertes Fahrverhalten, großer Spaßfaktor
- 2.000€ Aufpreis zu vergleichbaren Roller
- heftiges Aufstellmoment
Bericht vom 12.04.2007 | 32.704 Aufrufe